Was bedeutet Partizipation?
… lautete die Frage eines Jugendlichen beim Partizipationstreffen am 29. April in Gudensberg. Eine berechtige Frage. Was vielleicht etwas sperrig klingt, heißt im Grunde, dass die Jugendlichen und jungen Menschen das Recht haben, mitzubestimmen und mitzugestalten. Ihnen soll kein Nachteil entstehen, dadurch, dass sie beispielsweise in einer Jugendwohngruppe leben und nicht bei den Eltern. Neben grundsätzlichen Rechten wie das Recht auf Gleichbehandlung, auf freie Meinung, auf Briefgeheimnis oder auf Besitz, umfasst die Partizipation das Recht aktiv bei Entscheidungen, die den jungen Menschen betreffen, beteiligt zu sein, das Hilfeplangespräch mitzugestalten oder Schule und Ausbildung auszusuchen.
Es sind aber nicht nur die „großen“ Entscheidungen, Partizipation findet auch in alltäglichen Situation statt und betrifft neben dem Einzelnen auch die Gruppe. Wohin wollen wir in den Urlaub fahren? Was machen wir am Wochenende? Wann wollen wir zu Abend essen? Und was wollen wir essen? (Letzteres fragten sich die jungen Menschen auch an diesem Samstag, Partizipation eben! Die Wahl fiel – vielleicht nicht ganz überraschend – überwiegend auf Pizza und Dürüm.)
Partizipation bedeutet auch Schutz. Natürlich sollen die Kinder und Jugendlichen sich jederzeit an ihre Betreuer*innen wenden können und so ist es in der Regel auch. Dennoch kann es immer mal vorkommen, dass ein Konflikt entsteht, für den es eine neutrale Außenperspektive braucht, dann kommen die Heimratsberater*innen ins Spiel. Im Verbund sind das derzeit vier Pädagog*innen aus unterschiedlichen Einrichtungen. Sie haben das Recht, sich in Teams einzuladen genauso wie die Jugendlichen jederzeit das Recht haben, die Heimratsberater*innen einzuladen.
Das Wissen darum und vor allem zu wissen, wer die Heimratsberater*innen derzeit sind, wurde bei diesem Partizipationstreffen nochmal aufgefrischt. Einige der Jugendlichen sind erst kürzlich zu Gruppensprecher*innen gewählt worden und haben sich an dem Tag erstmals mit ihrer Rolle vertraut gemacht. Die Rückmeldungen aus den Einrichtungen, wie Partizipation umgesetzt wird, war überwiegend positiv. Die meisten Gruppen haben regelmäßige Gruppentreffen, in denen sie Themen ansprechen können. Mancherorts gibt es auch einen Beschwerdebriefkasten, der bislang aber eher selten zum Einsatz gekommen ist. Ein großes Thema, neben Essens- und Küchenzeiten, waren die WLAN-Zeiten. Da die Einrichtungen im Verbund größtenteils autonom agieren, gibt es hier keine einheitliche Regelung. Die meisten Einrichtungen knüpfen die Internetzeiten aber ans Alter.
Eine durchaus lebhafte Diskussion und ein reger Austausch kamen zustande, als es um die Überarbeitung der sogenannten „Verbundsampel“ ging. Ein Papier, welches bei vorherigen Partizipationstreffen von den jungen Menschen erarbeitet wurde und welches veranschaulicht, was die Pädagog*innen dürfen, was sie nicht dürfen, und was nicht die Regel, aber manchmal nicht vermeidbar ist. Im roten Bereich steht dann beispielsweise Beleidigen, Gewalt androhen oder zu Straftaten anstiften. Als Ausnahmefall einigten sich die Jugendlichen beispielsweise auf das ungefragte Betreten der Zimmer. Absolut okay ist es, wenn die Pädagog*innen auf die Erledigung der Hausaufgaben hinweisen, altersentsprechende Schlafzeiten umsetzen oder selbst eine Pause nehmen.
Das nächste Mal kommen die Jugendlichen im Herbst in Bremen zusammen, dann gleich für zwei Tage.