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| Aus- und Fortbildung im Verbund

Auf der Suche nach der eigenen Geschichte

Erkenntnisse aus meinem Biografieprojekt im Kinderhaus Gersfeld - von Johanna Heller, Erzieherin im Anerkennungsjahr.

„Auf der Suche nach der eigenen Geschichte“ lautete das Projekt zur Biografiearbeit. Gemeinsam mit einem zwölfjährigen Mädchen begab ich mich im Rahmen meiner Facharbeit auf eine Biografiereise zu verschiedenen Stationen des Sozialraumes, die das Mädchen in ihrer Vergangenheit durchlebt hat. Doch warum habe ich ausgerechnet die Biografiearbeit ausgewählt?

Die Biografiearbeit spielt in der Kinder- und Jugendhilfe eine enorm wichtige Rolle. Kinder und Jugendliche haben bereits einige Wechsel des Lebensumfeldes erlebt und bringen eine besondere Geschichte mit sich. Vermehrt haben diese Kinder ein geringes Selbstwertgefühl und wollen nicht das Positive in sich und deren Geschichte sehen. Die Biografiearbeit eignet sich daher besonders als Brücke von einem Lebensraum in den anderen und zur Stärkung der eigenen Identität. Die Kinder haben meist wenige oder widersprüchliche Informationen zu ihrer Lebensgeschichte. Einige haben negative und gewaltvolle Erlebnisse machen müssen und können sich durch Beziehungsabbrüche schwer auf einen neuen und sicheren Lebensort einlassen. Es fällt ihnen schwer Vertrauen zu fassen und neue Anforderungen in einem neuen Umfeld anzunehmen. Viele tragen Selbstzweifel in sich und machen die Betreuer*innen dafür verantwortlich. [1] (Dieses Buch ist sehr zu empfehlen!)

Während solcher Projekte gewinnen Kinder und Jugendliche an neuen Kenntnissen und lernen, ihre Erinnerungen zu verknüpfen. Vielen fällt es zu Beginn schwer nur das Positive anzunehmen. Doch genau dies soll ihnen ein bestärkendes Gefühl vermitteln. Sie erhalten zudem viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, sodass auch nach meinem Projekt eine Ausgeglichenheit zu spüren war. Ich konnte von meinem Projekt viel mitnehmen. Besonders, wie wichtig die Biografiearbeit in den verschiedenen Einrichtungen ist. Auch wenn die Zeit meist nicht ausreicht, können besonders gemeinsame Gespräche viel bewirken. Alle haben ein Recht darauf mehr über ihre Identität zu erfahren. Sie benötigen nur unsere Unterstützung und ein offenes Ohr.

Verfasst von: Johanna Heller (Erzieherin im Anerkennungsjahr)

 


[1] vgl. Lattschar, Wiemann, 2018, Mädchen und Jungen entdecken ihre Geschichte, S. 29,30.